INHALTSVERZEICHNIS
Im Jahr 2048 gibt es:
↦ gutes Essen für alle
↦ lokale Wertschöpfung
↦ Kreislaufwirtschaft
↦ eine Vielfalt an Produktionsbetrieben – mehrheitlich Höfe & Handwerk
2048 gibt es nicht mehr:
⇤ Hunger
⇤ Lebensmittelspekulation
⇤ Dumpinglöhne
⇤ Privateigentum am Boden
⇤ industrielle Landwirtschaft
Gutes Essen für alle
Die Effizienzlogik beim Essen ist überwunden: Frische Lebensmittel sowie Grundnahrungsmittel sind offen zugänglich, und alle nehmen sich Zeit fürs Essen. Lokale und oftmals von den Nutzenden selbst organisierte Versorgungsmöglichkeiten erleichtern diese Zugänge, z.B. durch Gemeinschaftsküchen in Häusern, die Lebensmittelpunkte in Quartieren (→ Wohnen) und kollektive Versorgung in Häusern des Lernens (→ Bildung) und Betrieben (→ Produktion und Betriebe). Alle Lebensmittel werden weiterverteilt und verwertet, nichts wird einfach weggeworfen. Der Proteinbedarf wird vor allem durch pflanzliches Eiweiß gedeckt. Der Konsum von Fleisch und Milchprodukten ist wesentlich gesunken, und die verbleibende Tierhaltung wird umwelt- und tierwohlorientiert – also extensiv statt intensiv – betrieben. Alle Teile von Tieren werden verwendet („nose to tail“), nichts wird verschwendet. Städte und Dörfer sind essbare Orte, denn überall werden Lebensmittel angebaut und geerntet. Wir haben verstanden, dass Essen und die Herstellung von Lebensmitteln unser Leben bereichern; wir wertschätzen und feiern das.
Vielfältige Betriebsformen
Heute gilt das Prinzip allseitiger Fürsorge, und eine Vielfalt landwirtschaftlicher Betriebsformen. Der Schwerpunkt liegt auf kleinen Strukturen wie Höfen und Handwerk. Kleinbäuerliche Strukturen sind divers – neben klassischen Familienbetrieben finden wir eine Vielzahl von Wahlfamilien, Kollektiven und Genossenschaften, die landwirtschaftlich tätig sind.
Landwirtschaft ist agrarökologisch, das heißt ökologisch langfristig, und zumeist kleinbäuerlich ausgerichtet. Fossile oder chemische Dünger und Pestizide, die ökologische Kreisläufe zerstören, werden nicht mehr eingesetzt. Um die komplette Nahrung ökologisch herzustellen, müssen zwar viel mehr Menschen in der Landwirtschaft arbeiten als Anfang des 21. Jahrhunderts, diese haben dafür aber gute Arbeitsbedingungen, mehr Zeit für ihre Tätigkeiten und mehr Kontakt zu ihren Abnehmer*innen.
Die Produzent*innen organisieren sich weitgehend selbst. Kleinteilige Strukturen wie gemeinschaftliche Hofläden und Verteilorte, Wochenmärkte und lokale Verarbeitungsketten ermöglichen regionale Versorgungsstrukturen. Genossenschaftsläden in Hand der Mitarbeiter*innen und Konsument*innen mit regionalen Produkten haben profitorientierte Supermärkte ersetzt. Die Lebensmittelpunkte (→ Wohnen) entscheiden selbst, mit welchen Produzent*innen sie für ihre Versorgung kooperieren. Eine radikale Umverteilung von Boden und Kapital, beschlossen vom globalen Ernährungsrat, hat zu einem neuen Prinzip der Allmende geführt: Das Privateigentum an Boden ist abgeschafft. Dafür wurden in fast allen regionalen Räten (→ Demokratie) Nutzungsregeln beschlossen, die auf einen langfristigen Erhalt der Bodenfruchtbarkeit ausgerichtet sind. Auch landwirtschaftliche Produktionsmittel sind meist lokal vergesellschaftet und global vernetzt; sie werden gemeinschaftlich hergestellt, genutzt, repariert und weiterentwickelt (→ Technik). Lokale Saatgutzentren sind für alle zugänglich und in Netzwerken miteinander verbunden. Die für die Produktion nötigen Rohstoffe werden regional hergestellt. Insgesamt haben alle die Möglichkeit, Land zu bewirtschaften.
Kreislaufwirtschaft und Bodenerhalt
Jedes Zwischenprodukt und jeder einstige Abfall wird als Ressource verstanden, womit eine echte Kreislaufwirtschaft ermöglicht wird. Das heißt, auch menschliche Fäkalien dürfen mit entsprechenden Sicherheitsauflagen kompostiert werden – die Mischkanalisation gehört der Vergangenheit an. Damit werden Nährstoffkreisläufe geschlossen und Produktstandards garantiert, sodass Kompost sicher und nährstoffreich ist.
Der Wert des Bodens ist anerkannt: Der Erhalt und die Verbesserung seiner Fruchtbarkeit werden groß geschrieben. Die Felder sind kleiner und fast nie unbedeckt, wodurch Bodenerosion deutlich sinkt. Der Aufbau von Humus leistet einen wichtigen Beitrag für eine ertragreiche agrarökologische Landwirtschaft und für die Bindung von Treibhausgasen. Die Artenvielfalt zu bewahren und zu fördern, ist zentral für jede landwirtschaftliche Tätigkeit. Das bedeutet unter anderem keine Pestizide und Herbizide mehr, dafür viele Bäume, Hecken und Nischen für Insekten und Wildtiere, sowie die Zucht alter und samenfester Sorten, die Bäuer*innen selbst vermehren können. Konzepte wie Agroforstwirtschaft, Permakultur und Terra Preta sind weiterentwickelt worden und finden Anwendung.
Spezialisierte aber relokalisierte Verteilung
Im Bereich der Verteilung und des Vertriebs existiert weiterhin eine große Arbeitsteilung und Spezialisierung mit viel Knowhow. Gleichzeitig reisen Produkte zwischen Acker und Teller nicht mehr um den Globus, sondern werden weitgehend lokal verarbeitet und verteilt.
Ein großer Teil der Lebensmittel wird direkt von Produzent*innen für angebundene Nachbarschaften produziert, ohne dass dafür Geld fließt. Überall gibt es kleine Bäckereien, Metzgereien, Mühlen, Molkereien und ähnliches. Das gut ausgewählte Sortiment in den genossenschaftlichen Läden ist qualitativ hochwertig und kommt möglichst aus einem Radius von 200 Kilometern. Der Handel mit Produkten aus dem Globalen Süden wie Kaffee, Tee und Südfrüchten ist soweit beschränkt, dass Ernährungssouveränität an den Anbauorten gewährleistet ist und erfolgt nur unter fairen Handelsbeziehungen. Kinder und Jugendliche lernen früh, mit Lebensmitteln zu arbeiten und erlangen damit einen selbstverständlichen Bezug dazu. Dadurch steigt auch ihr Interesse, in diesem Bereich tätig zu werden.
2020
Was es schon gibt
→ Aktionsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Kämpft für eine kleinbäuerliche biologische Landwirtschaft.
→ Netzwerk solidarische Landwirtschaft
Setzt sich für die Verbreitung von Solidarischer Landwirtschaft ein.
→ Nyéléni Netzwerk für Ernährungssouveränität
Weltweites Netzwerk für Ernährungssouveränität, aufbauend auf der Nyéléni-Erklärung von 2007.
→ Schwarzwurzel
Der kollektiv geführte Mitgliedsbioladen in Leipzig Lindenau ist ein Beispiel, wie anders Läden aussehen können.
→ Slow Food Youth
Weltweites Netzwerk von jungen Leuten für gute, saubere und faire Lebensmittel.
→ Animal Rights Watch
Organisation für die Abschaffung jeglicher Ausbeutung und Unterdrückung von Tieren, entwickelt biovegane Konzepte.