INHALTSVERZEICHNIS
Im Jahr 2048 gibt es:
↦ Bewegungsfreiheit
↦ Willkommenszentren
↦ Babelfische
↦ Zugang zu und Teilhabe an gesellschaftlichen Ressourcen für alle
2048 gibt es nicht mehr:
⇤ Grenzkontrollen
⇤ Abschiebungen
⇤ Ausländerbehörden
⇤ Rassismus und andere Formen der Ausgrenzung
Zirkuläre Migration und Willkommenszentren
Früher waren geschlossene Grenzen und ungleiche Einkommen eine zentrale Ursache für Migrationsbewegungen in eine Richtung – dies hat sich mit guten Lebenschancen für alle Menschen und der Bewegungsfreiheit für alle grundlegend geändert. Heute gehen Menschen für einige Zeit in andere Regionen, einige bleiben, andere ziehen weiter oder kommen zurück. Zirkuläre Migration ist heute wieder normal, so wie sie auch historisch vor dem Kolonialismus und den Nationalstaaten in vielen Gegenden üblich war. Der Austausch zwischen Regionen und Städten auf der ganzen Welt ist damit gestiegen.
In jeder größeren Nachbarschaft gibt es Willkommenszentren. Das sind transformierte Bürger*innenämter mit Gemeinschafts-Cafés, in denen sich alle treffen können. Sie sind öffentliche Institutionen, die Mobilität nicht sanktionieren, sondern Menschen das Ankommen an neuen Orten erleichtern. Willkommenszentren sind der erste Anlaufpunkt für Menschen, die neu in einer Gegend sind. Orte, wo Menschen sich begegnen und voneinander lernen können, an denen zum Beispiel Gastfamilien und Gastnachbarschaften vermittelt werden können, und wo es erste Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Dort können auch Babelfische ausgeliehen werden – Kopfhörer, die computergesteuert beim Dolmetschen helfen und so Kommunikation in allen Sprachen ermöglichen.
Alles, was für ein gutes Leben notwendig ist – wie Wohnraum, Bildung und Gesundheitsversorgung – ist nicht an eine Staatsbürger*innenschaft geknüpft, sondern wird für alle bereit gestellt, die sich an einem Ort niederlassen. Segregation gibt es nicht: Alle Wohneinheiten und Nachbarschaften sind für alle offen, Wirtschaft und Arbeit werden von allen gestaltet. Die Anerkennung von Diversität und Differenz ist dabei die grundlegende Basis des Zusammenlebens.
Aktiv gegen alle Diskriminierungen
In der heutigen Gesellschaftsordnung wird Migration als Normalität verstanden, nicht wie früher als Problem. Alle sind überzeugt, dass jeder Mensch gleich viel wert ist. Fast alle Menschen haben nach und nach die Grenzen in ihren Köpfen überwunden und beschäftigen sich aktiv damit, keine neuen Ausschlüsse aufzubauen, wie Stereotype und Vorurteile, Rassismen, Sexismen, Homo- und Transfeindlichkeiten, Ausschlüsse von Menschen mit Einschränkungen, Klassismen und andere Formen der Ausgrenzung. Dem Aufkommen von Diskriminierung, Ausgrenzung und Herrschaft wird in der ganzen Gesellschaft aktiv begegnet – in allen Institutionen, in zwischenmenschlichen Begegnungen und auf den Straßen und Plätzen.
Niemand wird mit Fragen wie „Wo kommst Du eigentlich her?“ oder: „Vertickst Du Gras?“ in Schubladen gesteckt. Stereotype und Vorurteile werden als solche erkannt und bearbeitet. In den Häusern des Lernens wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass alle Verantwortung dafür tragen, dass jeder Mensch einen Alltag ohne Diskriminierung und Ausschluss leben kann – und dass diejenigen mit Privilegien diese abbauen müssen. Dabei lernen alle die Bedeutung von Intersektionalität – also wie sich verschiedene Diskrimierungen in einer Person verschränken und wie das zu ganz spezifischen Diskrimierungserfahrungen führt.
Migration ist die Mutter aller Gesellschaften
Geschichte und Geschichten werden von allen gleichermaßen erzählt und gestaltet. In allen öffentlichen Institutionen wie auch im sozialen Bereich haben Menschen sich einen selbstverständlichen Umgang mit Verschiedenheit angeeignet, kennen und wertschätzen verschiedene Sprachen, Feste, Rituale oder Kleidungsstile. Die Vielfalt der Perspektiven wird dabei als Bereicherung erlebt. Medien berichten nicht mehr effekthascherisch über Katastrophen, sondern betreiben auch einen konstruktiven Journalismus, der die positiven und wertvollen Seiten von Migration zeigt.
2020
Was es schon gibt
→ Afrique-Europe-Interact
Menschen aus Afrika und Europa kooperieren in einem Netzwerk und verbinden dabei den Kampf für Bewegungsfreiheit (das Recht zu gehen) mit dem Kampf für selbstbestimmte Entwicklung (das Recht zu bleiben).
Solidarische Städte
Organisieren die kommunale Versorgung unabhängig von Staatsangehörigkeit.
(Post-)migrantische Selbstorganisationen
Setzten sich überall gegen Rassismus, Ausgrenzung und für eine offene, postmigrantische Gesellschaft ein.
→ Movement for Black Lives Matter
Kämpft gegen Rassimus und erarbeitet „Vision for Black Lives“, eine umfassende und visionäre politische Plattform mit Forderungen und konkreten Maßnahmen.
→ Center for Intersectional Justice
Arbeitet gegen sich überlappende Formen der struktureller Ungleichheit und Diskriminierung und setzt sich für eine intersektionale Gerechtigkeitsperspektive ein.