Diese Vision ist in den Jahren 2019 und 2020 durch eine produktive Zusammenarbeit des Konzeptwerk Neue Ökonomie mit vielen Partner*innen entstanden.

Ausgangspunkt für das Projekt war die Suche nach Antworten auf die Fragen: Wie wollen wir leben? Und wie kommen wir dahin?

Diese Fragen konnten und wollten wir nicht alleine beantworten. So sind wir gemeinsam mit Menschen aus Zivilgesellschaft, sozialen Bewegungen und Wissenschaft, die zu unterschiedlichen Themen arbeiten und konkrete Ideen entwickelt, in verschiedenen Zukunftswerkstätten zusammengekommen.

Die Methode: Zukunftswerkstätten

Die Kernideen der Vision Zukunft für alle sind in zwölf Zukunftswerkstätten für verschiedene Gesellschaftsbereiche entstanden, die im Lauf des Jahres 2019 stattfanden. Dazu kamen jeweils zwölf bis zwanzig Vordenker*innen zwei Tage lang zusammen, um gemeinsam nachzudenken, Visionen zu entwickeln und intensiv zu diskutieren. Um sicherzustellen, dass wir für jede Zukunftswerkstatt inhaltlich gut aufgestellt sind, teilten wir die Themen unter uns vier Autor*innen auf und bereiteten jeden Bereich mit ein bis zwei externen Partner*innen vor (→ Danksagung)

Mit diesen legten wir die Grundfragestellungen des jeweiligen Themas fest und überlegten, wen wir einladen. Sie haben uns im Laufe der Vor- und Nachbereitungszeit inhaltlich beraten.

Die Workshops selbst entwickelten wir aufbauend auf dem Konzept der „Zukunftswerkstätten“ von Robert Jungk und führten sie immer in der gleichen Form durch. Kern der Zukunftswerkstätten sind drei aufeinander aufbauende Phasen zu Kritik, Utopie und Strategie. Die erste Phase verkürzten wir, in dem wir Kritik am Bestehenden im jeweiligen Gesellschaftsbereich schon in einem Fragebogen vorab einsammelten und diese dann vorstellten, ergänzten und diskutierten. In der Utopie- und Strategiephase arbeiteten wir jeweils 1,5 Stunden in Kleingruppen zu unterschiedlichen Bereichen der Zukunftswerkstatt. Wir sammelten Ideen auf Karten, diskutierten und sortieren sie gemeinsam. Anschließend wurden diese den anderen Teilnehmer*innen in Galerierundgängen vorgestellt, diskutiert und von diesen mit Punkten priorisiert. Kritik- und Utopiephase fanden am ersten Tag statt, die Strategiephase am zweiten Tag. So lag ein gemeinsames Abendessen und eine Nacht Abstand zwischen den Überlegungen.

Die Hauptergebnisse der Zukunftswerkstätten waren gemeinsam gewichtete Kartensammlungen und die darauf basierenden intensiven Diskussionen. Diese wurden fotografiert, abgetippt und als Textprotokoll mit allen Teilnehmenden geteilt.

Aufbauend auf diesen Ergebnissen hat das vierköpfige Autor*innen-Team mehrere Monate diskutiert, strukturiert und geschrieben. Dabei haben wir uns mit den Partner*innen der Zukunftswerkstätten rückgesprochen, von Expert*innen zu unterschiedlichen Themen beraten lassen und die Inhalte mit Freund*innen und Kolleg*innen reflektiert. Die Texte wurden außerdem von drei professionellen Lektorinnen überarbeitet.

Wer war beteiligt?

Auch wenn die Vision Zukunft für alle von Menschen entwickelt worden ist, die aktuell im deutschsprachigen Raum leben, liegt ihr eine globale Gerechtigkeitsperspektive zugrunde. Dies spielte in allen Zukunftswerkstätten eine Rolle. Bei einigen stand diese Perspektive explizit im Vordergrund, besonders bei den Themen globaler Handel und Süd-Nord-Beziehungen, Finanzsysteme, Energie/Klima und Bewegungsfreiheit.

Unser Ziel war es, dass die Zukunftswerkstätten gesellschaftlich breit aufgestellt sind und die geladenen Vordenker*innen aus unterschiedlichen Zusammenhängen kommen.

Es ist uns gelungen, eine Vielfalt an Akteur*innen bezo gen auf ihre inhaltliche Position innerhalb eines progressiven Spektrums zusammenzubringen. Das wurde auch von den Teilnehmenden selbst so benannt und als Fortschritt im Vergleich zu vielen anderen Workshops anerkannt.

Allerdings ist uns diese Vielfalt in Bezug auf Privilegien und gesellschaftliche Positionierungen nicht ausreichend gelungen – auch wenn wir uns darum bemüht haben. In allen Zukunftswerkstätten haben zwar Teilnehmende mit verschiedenen gesellschaftlichen Positionierungen mitgewirkt. Dennoch waren diskriminierte Personen (jenseits von cis-Frauen) bis auf die Zukunftswerkstatt zu Bewegungsfreiheit immer in der Minderheit. Insgesamt waren die Teilnehmenden ungefähr zur Hälfte weiblich und männlich gelesen. Inter- und Transgender sowie queere Personen, Menschen, die im Alltag be_hindert werden, die nicht studiert haben, und/oder rassistisch diskriminiert werden, waren nicht stark genug eingebunden. Die Gründe hierfür sind vielfältig und berühren nicht nur die Arbeit des Konzeptwerks, sondern gesellschaftliche Machtverhältnisse insgesamt.
Auf das konkrete Projekt bezogen hatten wir nicht genügend Zeit und Ressourcen, vielfältige Positionierungen in den Vordergrund zu stellen. Wir haben verstanden, dass wir das Konzeptwerk selbst und unsere Netzwerke mittel- und langfristig diversifizieren müssen. Dies wird uns nicht in kurzfristigen Projekten gelingen, ist aber ein essentieller Teil der Veränderung.

Wie ist das Autor*innen-Team positioniert?

Auch wir vier Autor*innen sind uns unserer eigenen gesellschaftlichen Positionierung bewusst. Wir sind weiß, zur Hälfte männlich und weiblich, cis-geschlechtlich, in heterosexuellen Partnerschaften lebend, werden nicht be_hindert und haben alle studiert. Wir sind in Ost- und Süddeutschland aufgewachsen und leben jetzt in Leipzig, Halle und Berlin. Es gibt Unterschiede zwischen den ökonomischen Situationen unserer Herkunftsfamilien, aber sie sind alle Teil der Mittelschicht. Wir sind damit ähnlich positioniert und privilegiert, wodurch unser Team nicht die gesellschaftliche Vielfalt und Machtverteilung abbildet und unsere Perspektiven Gefahr laufen, Herrschaftsverhältnisse zu reproduzieren. Denn unsere Positionierungen bestimmen auch unsere Sichtweise, und daher ist diese zwangsläufig beschränkt. Wir beschäftigen uns seit langem persönlich und im Konzeptwerk mit Privilegien und Diskriminierung. Uns ist es ein echtes Anliegen, die gesellschaftlichen Machtverhältnisse sowohl im Kleinen als auch im Großen zu verändern und wir hoffen, wir sind dazu auf einem guten Weg.

Für das Projekt Zukunft für alle haben wir versucht, über die gemeinsame Entwicklung der Inhalte in den Zukunftswerkstätten verschiedene Positionen einzubeziehen. Das hatte, wie oben beschrieben, zwar seine Grenzen, aber dennoch waren um die 200 Menschen in den Entwicklungsprozess eingebunden. Wir denken, dass sich dies in den Texten zeigt und sind über Rückmeldungen – auch kritische – dankbar.

Mehr zu unseren Überlegungen dazu hier.

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