2048

Heute produzieren und konsumieren wir insgesamt viel weniger als vor 30 Jahren. Wertschätzung von natürlich Gewachsenem und Gealtertem, ein entschleunigter Lebensrhythmus und das Wissen, Teil der natürlichen Welt zu sein, ermöglichen einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Ein suffizienter Lebensstil ist für uns selbstverständlich.

Im Jahr 2048 gibt es:
↦ Energiesuffiziente Lebensstile
↦ die 1250 Watt-Gesellschaft
↦ einen internationalen Klimarat
↦ eine demokratisch und lokal geplante Energieversorgung

2048 gibt es nicht mehr:
⇤ CO²-Emissionen – weder im Stromsektor noch bei Verkehr oder Wärme
⇤ Energie- und Industrielobby
⇤ Profite im Energiesektor

Energieverbrauch

Das Konzept der 1250 Watt-Gesellschaft als Weiterentwicklung der Idee der 2000 Watt-Gesellschaft von vor 30 Jahren hat sich durchgesetzt. Das heißt im Durchschnitt braucht jeder Mensch nicht mehr als 1250 Watt Primärenergie oder 10950 kWh pro Jahr – etwa ein Viertel des Verbrauchs von 2020. Für ein gutes Leben gibt es eine Vielzahl energiearmer Vergnügen, die über die Nachbarschaftsstrukturen allen zur Verfügung stehen (→ Wohnen). Zugleich ist Energie, um die Grundbedürfnisse zu erfüllen (Mobilität, Wärme, Licht), Teil des Grundauskommens.

Energieversorgung

Die globale Erderwärmung machte ein Handeln im Bereich der Energieversorgung besonders dringend. Seit Ende der 2030er ist der stark reduzierte Energieverbrauch komplett durch regenerative Energien gedeckt. Im Strombereich wurden längst etablierte und ressourcenschonende Techniken weiterentwickelt – Photovoltaik-Zellen, Windräder, Stromspeicher –, die den Abgleich zwischen Produktion und Konsum stark vereinfachten.

Der Wärmebedarf wurde durch eine Verringerung der Wohnraumfläche und zeitgemäße Dämmung (basierend auf nachwachsenden Dämmmaterialien) deutlich verringert. Der verbleibende Energiebedarf wird, wenn möglich, durch ressourcensparende, einfache Techniken wie Solar- oder Geothermie gedeckt.

Im Mobilitätssektor ist der Energieverbrauch ebenfalls stark gesunken, da viel weniger Autos und Flugzeuge unterwegs sind (→ Mobilität und Transport). Alle verbliebenen motorisierten Verkehrsmittel werden heute mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben.
Bei der Energieverteilung herrscht regionale Vielfalt. In manchen Regionen haben sich autarke Nachbarschaften als Modell durchgesetzt, andere Regionen nutzen lokale Netze oder sind sogar über gut gepflegte alte Stromnetze miteinander verbunden.

Die technische Seite der Energieversorgung wird durch sogenannte E-Nerds-Kollektive (Energiedienstleister*innen) organisiert. Diese divers zusammengesetzten Gruppen bestehen aus Menschen, die ein großes Interesse am Thema haben und sich gegenseitig weiterbilden. Die Gruppen sind jeweils für die Energieversorgung einer Region zuständig, das heißt sie bauen und reparieren Windräder und Photovoltaikflächen und kümmern sich um die Netze.
Die Strukturen der Energieversorgung und -verteilung sind komplett vergesellschaftet. Energieversorgung wird demokratisch und lokal geplant (→ Demokratie).

Lern-Wiki, Einstieger*innen-Eintrag „Globaler Klimarat“
zuletzt aktualisiert 05.12.2048

Früher gab es so genannte „Klimaverhandlungen“. Dort trafen Staaten aufeinander, die in erster Linie in wirtschaftlicher Konkurrenz zueinander standen und erst in zweiter Linie gemeinsam die Erderwärmung aufhalten wollten. Dies führte dazu, dass ihre Verhandlungen nicht dazu beitrugen, globale Emissionen tatsächlich zu verringern, sondern in taktischen Manövern und sanktionsfreien staatlichen Selbstverpflichtungen endeten. Heute ist die Konkurrenz zwischen Staaten überwunden; die meisten Gesellschaften gingen ab der Krise 2022 über zu einer kooperativen, bedürfnisorientierten Wirtschaft. Trotzdem ist auch heute noch eine globale Planungsebene notwendig, z.B. um

  • zu kontrollieren, dass die Menschheit sich global auf einem klimaschonenden Pfad fortbewegt,
  • Vorschläge zur Verteilung lokal vorhandener, aber global benötigter Ressourcen wie Seltenen Erden zu machen
  • ein globales Recycling-Regime zu planen.

Diese Aufgaben übernimmt der Globale Klimarat. Er wirkt grundsätzlich eher beratend und ist repräsentativ besetzt sowohl was Herkunft angeht als auch die Vertretung von Minderheiten. Er berücksichtigt die historische Schuld der Länder des Globalen Nordens, also die Tatsache, dass die Industriestaaten sehr viel stärker zur Erderwärmung beigetragen haben. Bei seiner Arbeit profitiert er davon, dass fast alle Regionen das gleiche Ziel verfolgen: die Erderwärmung aufzuhalten. Falls eine Region trotzdem ihre Minderungsziele nicht einhält, kann der Rat Sanktionen verhängen, die sich aber nicht auf Güter des alltäglichen Lebens beziehen dürfen.

Klimapolitik

Weil Kooperation und Solidarität Konkurrenz und Wettbewerb als grundlegende Prinzipien ersetzt haben, konnten mit Energieräten effektive klimapolitische Strukturen geschaffen werden. In den Räten wird diskutiert, welche Bedarfe an Energie vorhanden sind. Dann wird geschaut, wieviel Arbeitszeit und Ressourcenverbrauch sowie Umweltverschmutzung nötig wären, um die Bedarfe zu decken. Schließlich wird dann gemeinsam darüber entschieden, ob der Zweck den Aufwand rechtfertigt. Die Energieräte entsenden Vertreter*innen in die jeweils übergeordneten Räte; die globale Ebene organisiert ein Globaler Klimarat (siehe Box).

NACHRICHT AN HISTORIX JORGE SCZECHUAN

Quantenübertragung 3.48637KJ, Datum: 23.5.4021
Liebe Jorge, ich hab mir Deinen Artikel zur Erderwärmung im 20. und 21. Jahrhundert angeschaut und kann Deinen Schlussfolgerungen nicht zustimmen. Die dendrochonologischen Untersuchungen zeigen deutlich, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre schon abnahm, bevor die damalig zu erschließenden Kohlevorräte aufgebraucht waren. Natürlich können wir nur spekulieren, ob der Abbau politisch gestoppt wurde oder aus den damals primitiv hergeleiteten „Kostengründen“. Die Pollenanalyse legt ebenfalls ein schnelles und umfassendes Umdenken nahe, da die Vielfalt der Baumpollen Ende der 2030er ebenfalls stark zu nimmt und monokulturelle Funde in ganz Südamerika abnahmen. Ich bleibe daher bei meiner These, dass das solidarische Jahrhundert schon in diesem Zeitraum begonnen hat und vielleicht sogar seinen Ausgangspunkt in einer umweltpolitischen Neuausrichtung hatte.

2020
Was es schon gibt

Diese Bewegungen
stoppen in Deutschland mit Mitteln des zivilen Ungehorsam den Kohleabbau:

→ Ende Gelände
→ Kohle ersetzen
→ Ausgeco2hlt
→ Sand im Getriebe

Volksinitiativen
für den Rückkauf von Stromnetzen in

→ Berlin
→ Hamburg

→ Alle Dörfer bleiben
Lokale Initiativen in Dörfern, die vom Braunkohleabbau bedroht sind. Sie wehren sich gegen Abbaggerung und fordern stattdessen eine dezentrale erneuerbare Energieversorgung.

→ Gesellschaft für nachhaltiges Bauen
setzt sich für bessere politische Rahmenbedingungen für klimaneutrale Gebäude ein.

→ Friday For Future
Schüler*innen und Student*innen streiken für Klimagerechtigkeit.

→ Bürgerenergiegenossenschaften
Bringen die Energiewende von unten voran.

Menu