INHALTSVERZEICHNIS
Im Jahr 2048 gibt es:
↦ Demokratische Banken
↦ demokratisch kontrolliertes Geld
↦ eine Währungsausgleichsunion
2048 gibt es nicht mehr:
⇤ Finanz-, Währungs- und Bankenkrisen
⇤ frei schwankende Wechselkurse
⇤ Finanz- und Währungsspekulationen
Klein, einfach, bedürfnisorientiert: Das Finanzsystem
Heute sind Märkte und die Rolle des Geldes in Leben und Wirtschaften deutlich zurückgedrängt. Daher spielt das Finanzsystem auch nur noch eine untergeordnete Rolle. Zentrale Aufgaben des früheren Finanzsystems wie beispielsweise Versicherungen – von der privaten Rente über Unfall-, Arbeitsunfähigkeits-, Lebens- bis hin zu Haftpflichtversicherungen – sind überholt. Denn alle Menschen haben lebenslang Zugang zu den gemeinsamen Infrastrukturen und gesellschaftlichen Ressourcen (→ Soziale Garantien). Da auch alle Menschen mehr oder weniger gleich viel Vermögen haben, ist das Finanzsystem nicht sehr unfassend. Denn Geld lässt sich nur noch in kleinen Mengen vererben, die meisten Dinge (z.B. Wohnraum) sind als Gemeingüter gesellschaftlich verwaltet und das Maximaleinkommen begrenzt die Anhäufung von Vermögen wesentlich (→ Produktion und Betriebe).
Andere Aufgaben des früheren Finanzsystems, wie die Entscheidung über zentrale gesellschaftliche Investitionen in zukünftige Infrastruktur, Forschung oder Produktentwicklung, decken weitgehend demokratische Gremien ab, in denen die Beschäftigen der jeweiligen Wirtschaftsbereiche repräsentiert sind. Und da es keine Aktiengesellschaften mehr gibt, keine Börsen, keine hochkomplexen Finanzinstrumente und insgesamt keine Spekulationen, sind große Bereiche der früheren Finanzindustrie einfach weggefallen.
Banken im Jahr 2048
Finanzinstitutionen im Jahr 2048 sind vielfältig, ein „Mischwald“ aus kleinen und mittelgroßen öffentlichen Banken, genossenschaftlichen Instituten oder gemeinwohlorientierten Banken. Private und profitorientierte Banken existieren nicht mehr. Sie waren Anfang des 21. Jahrhunderts so in Verruf geraten, dass heute nur noch gemeinwohloreintierte Finanzakteure existieren. Sie alle sind streng durch demokratisch aufgestellte Kriterien reguliert, um die Einhaltung sozialer und ökologischer Rahmenbedingungen sicherzustellen.
Das Finanzsystem als Ganzes ist an Bedürfnissen und sozial-ökologischen Zielen ausgerichtet. Die nicht-öffentlichen Finanzinstitutionen müssen ihre Risiken vollständig alleine tragen. Um Risiken zu minimieren, sind im Bereich der Grundversorgung (wie Wohnen, öffentliche Mobilität, Lebensmittel) nur genossenschaftliche oder öffentliche Finanzierungen erlaubt. Private Finanzierungen gibt es in den Bereichen, die weniger lebensnotwendig sind (wie bei Teilen der Konsumgüterproduktion, besonders aufwendige Sportveranstaltungen oder ähnliches).
Alle Menschen haben Zugang zu allen Finanzinstitutionen und diese gewähren weitgehende Mitbestimmungsmöglichkeiten, nicht nur für Mitarbeitende, sondern auch für Kontoinhaber*innen. Überweisungen sind für alle kostenlos; sie erfolgen in Echtzeit und durch verschlüsselte digitale Technologien. Zugleich ist ein hoher Datenschutz beim Zahlungssystem notwendig und die Herausgabe von Zahlungsinformationen an öffentliche Institutionen ist nur in Ausnahmefällen möglich.
Wohin fließt das Geld und wer entscheidet das?
Geld wird – vor allem in elektronischer Form – direkt von der demokratischen und öffentlichen Zentralbank geschöpft („digital cash“) und an die vielfältigen Banken weitergegeben oder gesellschaftlich über die demokratischen Wirtschaftsakteure ausgegeben (→ Demokratie, → Wirtschaft). Die Zentralbank ist grundlegend demokratisch kontrolliert, hat aber eine gewisse Unabhängigkeit, um so ihre Politik am Wohlergehen aller Menschen auszurichten. Alle Posten rotieren, Rechenschaftspflicht und Transparenz bestimmen ihre Arbeit. Das Zahlungssystem ist also öffentlich und sicher – seit der großen Banken- und Finanzkrise 2020 gab es keine größere Pleitewelle mehr.
In einigen Bereichen finanziert die öffentliche Hand direkt notwendige und zukunftsweisende Ausgaben. So investiert die kommunale Gesundheitsgenossenschaft beispielsweise in transnational kooperierende Forschung zu Antibiotika. In anderen Bereichen wird das Instrument der Kreditlenkung genutzt, um die Finanzen für grundlegende Zukunftsaufgaben zu sichern – so haben beispielsweise europäische Finanzräte in den 2020er Jahren Kriterien festgelegt, die eine Finanzierung des Baus post-fossiler Energieversorgung ermöglichen (→ Transformation). Die allgemeine demokratische Investitionslenkung und Kreditvergabe ist Aufgabe der vielfältigen Banken und Finanzgenossenschaften, um so eine dezentrale, resiliente und subsidiäre Wirtschaft zu stärken.
Die Kernaufgabe der Banken ist das Verwalten und sinnvolle Einsetzen von Ersparnissen; Banken können selbst kein Geld schöpfen. Neben einer Hauptwährung, in der die überregionalen Transaktionen abgewickelt werden, gibt es auch selbstorganisierte demokratische Komplementärwährungen – regionale Währungen, die auf lokale Kreisläufe abzielen. Einige Menschen und Nachbarschaften arbeiten mit Zeit-Tausch-Systemen. Und natürlich geschieht vieles einfach ohne Geld. Für viele Menschen stellen Beitragsökonomien einen wichtigen Teil ihrer gesellschaftlichen Beteiligung dar; sie Arbeiten für Projekte, die sie sinnvoll finden und erhalten das, was andere herstellen und tun (→ Wirtschaft).
Eine globale Ausgleichsunion für Währungen
Zwischen Währungsräumen gibt es eine globale Ausgleichsunion. So lassen sich bei fixen Wechselkursen und mit einer internationalen Verrechnungswährung Überschüsse und Defizite zwischen den Währungsräumen kooperativ bearbeiten und krisenhafte Ungleichgewichte vermeiden.
Das Ziel ist dabei vor allem die globale Angleichung von Lebensstandards. Dies beinhaltete in den 2020er Jahren auch Ländern des Globalen Südens internationale Schulden zu erlassen. Zudem geht es um wirtschaftliche Subsidiarität und Stabilität – was auch heißt, dass Währungsräume ungefähr soviel ausführen, wie sie einführen. Einzelne Regionen führen zeitweise Kapitalverkehrskontrollen ein, wenn dies notwendig ist. Wegen strikter Obergrenzen für den Besitz von Währungen gibt es aber keine Spekulation mit Devisen mehr, die früher oft zu katastrophalen Krisen geführt hatte.
2020
Was es schon gibt
→ Bürgerbewegung Finanzwende
Kämpft in Zusammenarbeit mit der europäischen Finance Watch gegen den Einfluss der Finanzlobby und dafür, die Finanzindustrie in den Dienst der Gesellschaft zu stellen.
→ Monetative e.V.
Veranstaltungen und Veröffentlichungen für ein stabiles, gerechtes und nachhaltiges Geldsystem.
→ Entwicklung braucht Entschuldung e.V.
Kampagnen dafür, dass den Lebensbedingungen von Menschen in verschuldeten Ländern mehr Bedeutung beigemessen wird als der Rückzahlung von Staatsschulden.
→ Wissenschaftliche Arbeitsgruppe Nachhaltiges Geld
Beleuchtet in Bildungs-, Wissenschafts- und Öffentlichkeitsarbeit Aspekte von Geld und Finanzen unter den Aspekten sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit.
→ Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung (WEED)
Kampagnen für eine global gerechte Steuer-, Handels- und Investitionspolitik.